Mehr Geduld … aber ein bisschen dalli!

Ungeduld bändigen und beherrschen lernen

Geduld
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Was für ein Morgen: Beim Weg zur Arbeit nichts als Schleicher und „rote Welle“. Das Hochfahren des Computers dauert mal wieder ewig. Die Kaffeemaschine hat natürlich just ihren Wartungsdurchlauf, als Sie sich etwas Nervenstärkung gönnen wollen. Und dann meldet sich ausgerechnet derjenige Kollege mit einem Anliegen, der für seine langatmigen Ausführungen berüchtigt ist … Manchmal ist es wirklich zum Aus-der-Haut-Fahren! Die eigene Ungeduld steigt und steigt, bis man den Kollegen am liebsten schütteln und anschreien würde.

Leider steigt mit der Ungeduld der Stress- und Aggressionspegel. Und das tut weder Ihnen noch Ihren Mitmenschen noch Ihrer Arbeit gut. Aber was können Sie dagegen tun?

Die Wurzeln der Ungeduld verstehen

Haben Sie schon jemals ungeduldig darauf gewartet, dass ein spannender Film, ein gutes Gespräch mit der besten Freundin oder auch eine wohltuende Massage endlich endet? Vermutlich nicht. Was uns guttut und entspannt, darf gern länger dauern. Ungeduld kommt meist nur bei Dingen auf, die als langweilig oder unangenehm empfunden werden. Insbesondere dann, wenn man sich angesichts vieler zu erledigender Aufgaben und relativer Zeitnot unter Druck fühlt. Jede kleine Verzögerung erzeugt dann Stress. Wer an sich selbst und seine Arbeit hohe Ansprüche stellt, erlebt diesen Ungeduldsstress übrigens besonders häufig.

Titelbild sekretaria-Magazin Dezember-Ausgabe 2024Dieser Artikel stammt aus dem sekretaria-Magazin. Wollen Sie mehr über die neuesten Trends im Office erfahren? Dann fordern Sie jetzt Ihr kostenloses Probeexemplar an!

Wie Sie Ihre Ungeduld beherrschen können

Der Weg aus der Ungeduld-Stress-Spirale führt daher zunächst über die Selbsterkenntnis: Es sind nicht nur die anderen und die Umstände, die Sie nerven. Es ist auch die Haltung, mit der Sie ihnen begegnen. An der können Sie ansetzen.

Hinterfragen Sie Ihre Ansprüche an sich selbst

Tragen Sie vielleicht selbst dazu bei, sich unter Druck zu setzen? Weil Sie von sich auf allen Gebieten – Arbeit, Haushalt, Familie, Sport – Perfektion erwarten? Könnte ein in Ruhe genossener Morgenkaffee oder ein kleiner Spaziergang in der Mittagspause diesen Druck senken, auch wenn dann das Bad eben nicht „noch schnell“ geputzt oder die Präsentation etwas später fertig wird?

Versuchen Sie, realistischer zu planen

Kann es sein, dass die Zeit für Sie immer zu knapp ist, weil Sie zu viel in den Tag packen? Bei der Aufgabenplanung ist die Versuchung gerade für leistungsstarke Menschen groß, zu optimistisch vorzugehen und den Zeitbedarf zu gering zu veranschlagen. Gerade in Ihrem Beruf ist die Störung aber der Normalfall: Sie können nie davon ausgehen, dass Sie eine Aufgabe nach der anderen zügig und konzentriert abarbeiten können. Daher sollten Sie mehr Pufferzeiten einplanen.

Versuchen Sie, Verzögerungen als Ruheinseln zu nutzen

Die Ampelphase können Sie nicht beeinflussen. Aber den Stress, den sie Ihnen verursacht, schon. Nutzen Sie sie das nächste Mal einfach, um ein paar gymnastische Übungen zu machen: Drehen Sie den Kopf abwechselnd so weit nach rechts und links, wie es geht. Ziehen Sie die Schultern hoch und lassen Sie sie wieder fallen. Winkeln Sie die Arme an und pressen Sie die Handflächen gegeneinander. Merken Sie, wie die innere Anspannung nachlässt?

Das Warten am Kopierer, der Kaffeemaschine oder der Telefonhotline könnten Sie mit ein paar Atemübungen zur Erholungspause machen. Dabei hilft beispielsweise die 4711-Übung: Atmen Sie vier Sekunden lang tief ein und anschließend sieben Sekunden lang aus, und das mindestens elfmal. Sobald der Atem ruhig fließt, lässt garantiert auch die Ungeduld nach.

Ungeduld hat aber auch positive Seiten

Ungeduld ist nicht per se schlecht. Sie kann sogar höchst nützlich sein, wenn Sie sie in konstruktive Bahnen lenken. Wenn Sie beispielsweise in unproduktiven Besprechungen oder bei umständlichen Beschaffungsprozessen immer wieder die Geduld verlieren, ist das nicht in erster Linie ein Anlass, um Selbstbeherrschung zu trainieren – sondern vor allem einer, um ein effizienteres Prozedere zu entwickeln. Bei seiner Etablierung brauchen Sie dann vermutlich wieder viel Geduld …

Die Autorin Barbara Kettl-Römer ist Autorin mehrerer Ratgeber, darunter „Kundenorientierte Korrespondenz. Zeitgemäß, stimmig und rechtlich einwandfrei schreiben“ sowie „Wege zum Kunden. Akquise für Existenzgründer, Freelancer und Kleinunternehmer“, beide Linde International.
www.kettl-roemer.de