Wir verbringen oft mehr Zeit mit den Kolleginnen und Kollegen als mit unseren Ehepartnern und der Familie. So ist es kein Wunder, dass im Job Freundschaften entstehen. Wenn alle Beteiligten professionell mit der Situation umgehen, kann so eine Freundschaft das Arbeitsleben bereichern.
Freundschaften fördern das Arbeitsklima
Über Projekten brüten, zu zweit in die Mittagspause gehen, Krisen durchstehen und Erfolge feiern: Im Laufe eines Arbeitslebens lernt man seine Kollegen und Kolleginnen sehr gut kennen.
Wenn sich alle im Team gut verstehen, profitiert auch das Unternehmen. Nicht umsonst investiert das Management regelmäßig viel Geld in Teambuilding-Maßnahmen.
Wenn alle gern ins Büro gehen …
Es gibt kaum etwas Belastenderes, als jeden Tag an einen Arbeitsplatz gehen zu müssen, an dem man sich nicht wohlfühlt. Ein solches Klima macht krank. Wer dagegen Freundschaften im Unternehmen geschlossen hat, weiß, dass einen dort Menschen erwarten, die einen mögen und sich freuen, einen zu sehen. Die bei Problemen zuhören und aushelfen können. Lauter Vorteile für die psychische Gesundheit.
Weniger Konflikte
Auch unter Freunden kann es zu Streit kommen. Aber die Wahrscheinlichkeit ist geringer, wenn gegenseitige Sympathie besteht. Freunde kennen sich und können den anderen und seine Beweggründe besser einschätzen. In der Regel herrscht ein Vertrauensverhältnis, das für eine gute Zusammenarbeit bedeutend ist.
Gute Kommunikation
Die Kommunikation ist unter Freunden in der Regel unkomplizierter. Wer sich lange kennt, braucht oft nicht einmal mehr Worte, um sich auszutauschen. „Ich weiß genau, was du denkst“ – so ist eine schnelle Verständigung möglich.
Wann Freundschaften hinderlich sein können
Allerdings bergen vor allem sehr enge Freundschaften einige Gefahren.
Ausgrenzung anderer
Wie gut oder schlecht werden andere ins Team integriert? Neue Kollegen und Kolleginnen haben es eventuell schwer, Anschluss zu finden, wenn alle eng befreundet sind. Gerade das blinde gegenseitige Verständnis, die „Insiderwitze“, gemeinsame Erinnerungen sorgen oft für Ausgrenzung.
Falsche Solidarität
Verhindert die Freundschaft möglicherweise, dass berechtigte Kritik ausgesprochen wird? Wenn im Job etwas nicht funktioniert, wenn einer der Beteiligten einen gravierenden Fehler macht oder nicht sorgfältig arbeitet, kann es zu einem Loyalitätskonflikt kommen. Was tun? Die Freundschaft bewahren und den Missstand einfach hinnehmen? Oder die Vorgesetzten informieren und den Freund „verraten“?
Neid und Missgunst
Freundschaften können auf eine schwere Probe gestellt werden, wenn einer befördert wird, einen höheren Bonus bekommt etc. Wettbewerbssituationen zwischen Kollegen lassen sich nicht immer vermeiden und können Neid und Missgunst hervorrufen. Schlimmstenfalls werfen sich die Beteiligten gegenseitig Verrat oder Ähnliches vor.
Die Folgen können für das Unternehmen gravierend sein. Ebenso wie gescheiterte Liebesbeziehungen können gescheiterte Freundschaften tiefe Wunden hinterlassen und das Klima vergiften.
Regeln helfen, die Freundschaft zu erhalten
Stellen Sie ein paar gemeinsame Regeln auf:
- Job ist Job und privat ist privat. Lassen Sie berufliche Themen außen vor, wenn Sie sich in Ihrer Freizeit treffen. Und sprechen Sie im Büro nicht über Privates.
- Gehen Sie im beruflichen Umfeld professionell vor. Probleme müssen angesprochen werden – erst unter vier Augen, aber auch beim Chef oder der Chefin. Stellen Sie gemeinsam Regeln auf, wie sich Loyalitätskonflikte vermeiden lassen.
- Sprechen Sie über Ihre beruflichen Pläne – offen und ehrlich. Überlegen Sie bei Interessenkonflikten, wie Sie mit der Situation umgehen. Vielleicht finden Sie ja sogar eine Lösung, die beiden hilft?
Die Autorin Cordula Natusch ist Chefredakteurin des sekretaria-Magazins, freie Texterin und Redakteurin für Unternehmenskommunikation sowie Bloggerin bei www.arbeiten-im-sekretariat.de.
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