Die gute Nachricht vorweg: Schlagfertigkeit ist erlernbar! Auf spitzfindige Kommentare jederzeit eine passende Antwort parat zu haben – das ist kein Privileg besonders talentierter Redner. Sicher kennen Sie solche Situtionen: Sie sind sprachlos, wenn jemand frech und provokativ gegen Sie argumentiert. Im Gespräch mit dem Chef, einem schwierigen Kollegen oder einem hitzigen Kunden fehlen Ihnen zur rechten Zeit die rechten Worte oder die passenden Sprüche fallen Ihnen zu spät ein. Das muss nicht so bleiben. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Schlagfertigkeit trainieren.
Als schlagfertig bezeichnet man eine spontane, geistreiche Erwiderung, die exakt in eine Situation passt und das Gegenüber nicht unter der Gürtellinie trifft. Schlagfertigkeit ist die Kunst, jederzeit die richtigen Worte zu finden, schwierige Situationen charmant zu entspannen oder im richtigen Augenblick das treffende Argument zu finden.
Gründe für mangelnde Schlagfertigkeit
Meist ist der Mangel an Schlagfertigkeit darauf zurückzuführen, dass Menschen sich in ungewohnten oder unangenehmen Situationen unsicher fühlen. Dieses Gefühl der Unsicherheit ist dafür verantwortlich, dass man keine überzeugenden Worte findet. Um überhaupt schlagfertig sein zu können, muss man aber gerade in kritischen Situationen in der Lage sein, Souveränität auszustrahlen.
Souveränität ist der Schlüssel einer erfolgreichen Kommunikation. Menschen, die souverän wirken, werden seltener angegriffen und viel eher respektvoll behandelt. Aufgrund ihrer Gelassenheit können sie die Werkzeuge der Kommunikation angemessen und in jeder Situation einsetzen, so auch die Schlagfertigkeit. Wer hingegen verlegen ist, mit nervöser Stimme spricht und dabei vielleicht noch rot anläuft, kann treffende Bemerkungen nur schwer schlagfertig rüberbringen. Hier entsteht eine Kluft zwischen den Worten und der Ausstrahlung der Person.
Deshalb gilt: Bevor Sie sich mit rhetorischen Kniffen auseinandersetzen, sollten Sie zuerst an sich und Ihrer Wirkung arbeiten, was allerdings Zeit und Übung bedarf.
Dossier: Rhetorische Tricks für die Assistentin
Wie rede ich? Auch wenn Sie als Assistentin oft schriftlich arbeiten und dort mit kleinen Wörtern eine enorme Wirkung erzielen, sollten Sie Ihre gesprochen Sprache nicht außer Acht lassen. Mit kleinen Wörtern können Sie nämlich eine enorme Wirkung erzielen.
Nutzen Sie diese rhetorischen Tricks und Tipps für ein souveränes Auftreten:
Für mehr Souveränität im Gespräch
Es gibt fünf Faktoren, die Ihnen zu mehr Souveränität im Gespräch verhelfen:
- Positive Einstellung: Viele Menschen können nicht schlagfertig sein, da sie selbst der Meinung sind, sie seien nicht schlagfertig. Solch eine negative Einstellung sich selbst gegenüber schlägt sich in unserem kommunikativen Verhalten nieder. Nur wenn Sie Ihre negative Einstellung ändern, wird es Ihnen gelingen, auf die Äußerungen anderer schlagfertig zu reagieren. Versuchen Sie positiv zu denken, denn diese positive Einstellung strahlen Sie auch nach außen aus. Personen mit einer positiven Ausstrahlung werden auch weniger angegriffen. Als optimistischer Mensch gewinnen Sie schnell andere Menschen für sich.
- Blickkontakt: Blickkontakt ist ein wichtiges Mittel, um Sicherheit auszustrahlen. Wer seinen Gesprächspartner anschaut, gibt ihm zu verstehen, dass er ihn „im Griff“ hat. Wenn Sie andere freundlich aber bestimmt anschauen, zeigen Sie sich als Person, die weiß, was sie will. Der Blickkontakt ist ein einfaches Mittel, und doch wird seine positive Wirkung in der Gesprächsführung oft verkannt. Ohne ihn ist es praktisch unmöglich, Sicherheit zu signalisieren. Im Alltag können Sie ganz leicht üben, Blickkontakt zu halten, indem Sie gezielt – und natürlich freundlich – Menschen auf der Straße, in der Bahn oder im Supermarkt ansehen.
- Stimmpräsenz: Die Lautstärke einer Stimme wirkt sich in keiner Weise auf die Schlagfertigkeit aus. Wichtig sind dagegen das Sprechtempo und die Stimmlage. Versuchen Sie langsam zu sprechen und Sie werden feststellen, dass sich Ihre Stimmlage verändert. Durch das Sprechtempo und die Stimmlage können Sie Ihrer Stimme Ausdruck verleihen. Eine gute Wirkung erzielen Sie auch dadurch, dass Sie am Ende eines Satzes mit der Stimme nach unten gehen. Ihre Stimmpräsenz trainieren Sie, indem man Sie sich sowohl bekannte als auch unbekannte Texte vorsprechen.
- Charisma: Sicherlich ist Ihnen schon aufgefallen, dass es bestimmten Leuten gelingt, andere in ihren Bann zu ziehen. Dies liegt an ihrer Ausstrahlung, an ihrem Charisma. Das Charisma befähigt den Menschen, andere für sich, seine Ziele und Interessen zu begeistern, sogar einzunehmen. Charisma ist dieses undefinierbare gewisse Etwas, das einige Menschen besitzen. Es muss nicht unbedingt angeboren sein, Sie können es auch durch Übung erwerben. Dazu müssen Sie Ihren eigenen, selbstbewussten Stil entwickeln. Stehen Sie zu sich und Ihren Zielen! Zeigen Sie sich souverän gegenüber Ihren Fehlern und den Fehlern anderer. Denn nichts ist charismatischer als über den Dingen zu stehen.
- Emotionale Unempfindlichkeit: Ihre Emotionen können Sie nicht ignorieren, aber Sie können können lernen, Ihre Gefühle zu beherrschen. Die meisten schlagfertigen Menschen haben sich einen Schutzpanzer zugelegt, der es ihnen ermöglicht, bei aggressiven Konfrontationen gelassen zu reagieren. Diese emotionale Unempfindlichkeit kann man sich antrainieren. Lernen Sie, einen verbalen Angriff wegzustecken. Eine Möglichkeit, auf einen Angriff zu reagieren ist, dem Angreifer eine Frage zu stellen und sich auf diese zu konzentrieren anstatt auf das, was dieser eben gesagt hat.
Mehr dazu in der April-Ausgabe 2017:
Souveränität gewinnt – lesen Sie mehr dazu in der April-Ausgabe des sekretaria-Magazins.
Die drei Formen der Schlagfertigkeit
Der Begriff der Schlagfertigkeit meint im Allgemeinen drei Hauptbereiche:
- Erwiderungsfertigkeit: Die Erwiderungsfertigkeit ist eine Form der Schlagfertigkeit, die sich zeigt, wenn eine Person beleidigt wird, aber eine geistreiche Antwort gibt, welche den Provokateur selbst wieder in einem schlechten Licht erscheinen lässt. Generell gilt, dass bei der Erwiderungsfertigkeit auf eine verbale Attacke ein versteckter Gegenangriff folgt.
- Witzfertigkeit: Eine andere Form der Schlagfertigkeit ist die Fähigkeit, in allen erdenklichen Situationen spontan eine witzige Bemerkung zu machen. Bei der Witzfertigkeit muss nicht zwingend ein Angriff vorher stattfinden.
- Diskussionsfertigkeit: Menschen, die sich in einer Verhandlung, einem Meeting oder einer Diskussion souverän verkaufen, werden von anderen ebenfalls als schlagfertig bezeichnet. Die Diskussionsfertigkeit zeichnet sich durch souveräne, klare Antworten und strategisch klug gestellte Fragen aus. Das Gespräch wird aktiv in eine bestimmte Richtung und auf ein bestimmtes Ziel gelenkt. Diese Art der Schlagfertigkeit ist im Geschäftsleben besonders wichtig.
Schlagfertigkeit: eine Frage der Technik
Es gibt die Menschen, die scheinen echte Naturtalente der Schlagfertigkeit zu sein, wie Thomas Gottschalk, Harald Schmidt oder Stephan Raab. Bei genauerem Hinsehen fällt jedoch auf, dass sie immer nach denselben Prinzipien verfahren. Sie haben bestimmte Techniken entwickelt, die sie in der jeweiligen Situation anwenden. Wir stellen Ihnen hier ein paar dieser Schlagfertigkeitstechniken mit Beispielen vor:
- Der goldene Trick beim Vergleich: “Sie sind so schlau wie mein Hund.” “Da haben Sie aber einen tollen Hund!”
- Rückfrage nach Gegenteil (Wäre Ihnen … lieber?): “Du benimmst dich wie ein Clown.” “Wäre dir ein Miesepeter lieber?”
- Der absurde Vorteil: “Die haben dir wohl dein Gehirn amputiert.” “Genau, seitdem habe ich mein Idealgewicht.”
- Mit verstecktem Gegenangriff kontern: “Sie trinken Alkohol? Ich kann auch so lustig sein.” “Ich kann mich nicht erinnern, Sie schon einmal lustig erlebt zu haben.”