Zu warm, zu kalt, zu laut: So lösen Sie Konflikte im Büroalltag

Frau im Büro fächelt sich mit einem Blatt Papier Luft zu
© Jens Rother / iStock / Getty Images Plus

Es ist immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich Menschen ein und dieselbe Situation wahrnehmen. Einer der klassischen Konfliktauslöser im Bürokosmos ist das unterschiedliche Temperaturempfinden von Kollegen, die sich ein Büro teilen müssen. Aber auch andere Faktoren wie Geräusche und das Kommen und Gehen anderer werden höchst unterschiedlich bewertet. Wie kann man allen gerecht werden? Wie das Konfliktpotenzial entschärfen?

Eine objektive, sachliche Lösung? Vergessen Sie es!

Es gibt zwar objektive Kriterien und Grenzwerte, nach denen man sich bei der Heizung oder der Lärmbelästigung am Arbeitsplatz richten kann bzw. muss. So erlaubt die „Behaglichkeitsnorm“ DIN EN ISO 7730 Raumtemperaturen von 20 bis 24 °C. In Büros soll ein Lärmpegel von 55 db (Dezibel) nicht überschritten werden; das entspricht etwa der Lautstärke eines normalen Gesprächs.

Das Empfinden bleibt immer individuell und subjektiv

Manche Menschen sind einfach verfroren, tauen erst bei 24 °C Raumtemperatur auf und sind glücklich, wenn es noch heißer wird. Andere bekommen bei „behaglichen“ 22 °C Grad bereits Schweißausbrüche und würden am liebsten auch im Winter wegen der frischen Luft immer bei offenem Fenster arbeiten.

Ein „normales Gespräch“ im selben Raum ist für manche bereits so störend, dass sie sich unmöglich konzentrieren können. Andere lieben es, wenn um sie herum alles in Aktion ist, und fühlen sich gestresst, wenn sie den ganzen Tag allein im stillen Büro sitzen – ohne Stimmen und andere Hintergrundgeräusche zu hören.

Titelbild sekretaria Magazin Juli 2024 Ein Finger stößt Dominosteien anDieser Artikel stammt aus dem sekretaria-Magazin. Wollen Sie mehr über die neuesten Trends im Office erfahren? Dann fordern Sie jetzt Ihr kostenloses Probeexemplar an!

Nicht jeder hat ein eigenes Büro

Wer friert, friert, und wem zu heiß ist, dem ist zu heiß. Egal, was die DIN-Norm sagt. Wenn jemand geräuschempfindlich ist, sind 55 db für ihn eine Qual, auch wenn die Arbeitsplatzverordnung sie erlaubt. Wer sich am Arbeitsplatz aber ständig körperlich unwohl fühlt, wird dauerhaft in seiner Leistung beeinträchtigt. „Das ist alles vorschriftsgemäß“ oder „Stell dich nicht so an!“ kann daher als Antwort auf entsprechende Beschwerden nicht genügen. Ganz klar: In Ihrem eigenen Einzelbüro bestimmen Sie. Fenster auf oder zu, Heizung an oder aus. Wenn Sie sich das Büro aber mit einer oder mehreren Kolleginnen teilen, müssen Kompromisse gefunden werden.

Was können Sie für ein positives Arbeitsklima tun?

Für manches lassen sich technische Lösungen finden: Spezielle Lärmschutz-Headsets schonen Ohren und Nerven, schallabsorbierende Decken lassen sich auch nachträglich in Büros einbauen. Wenn in Ihrem Büro oder bei Kollegen Klagen über Lärm laut werden, sollten Sie Ihren Chef auf entsprechende Maßnahmen ansprechen.

Suchen Sie das Gespräch mit Ihren Kollegen

Anderes können Sie idealerweise gemeinsam klären: Frostbeule und Frischluftfanatiker könnten beispielsweise vereinbaren, dass das Fenster im Winterhalbjahr nicht gekippt wird, aber dafür mehrmals täglich für jeweils fünf Minuten zum Stoßlüften weit geöffnet werden darf. Solange geht die frierende Fraktion eben zum Kopieren oder in die Kaffeeküche. Eventuell schlottert die eine auch nur so, weil sie neben dem schlecht isolierten Fenster sitzt, während der andere neben der bullernden Heizung ins Schwitzen gerät. Dann könnten sie einfach die Plätze tauschen.

Bleiben Sie lösungsorientiert

Wenn weder Technik noch Verhandlungen fruchten, kommen noch organisatorische Maßnahmen infrage: Vielleicht können Gespräche grundsätzlich ins Besprechungszimmer verlagert werden? Oder es lässt sich für den extrem ruhe- oder frischluftbedürftigen Kollegen irgendwo ein Einzelbüro finden oder abteilen? Selbst wenn die Lösung am Ende nicht perfekt ist, merken die Betroffenen doch, dass Sie ihre Empfindungen respektieren und sich ernsthaft darum bemüht haben, Abhilfe zu schaffen. Das ist auf jeden Fall positiv für das Arbeitsklima – auch wenn das Temperaturempfinden unterschiedlich bleibt.

Die Autorin Barbara Kettl-Römer ist Autorin mehrerer Ratgeber, darunter „Kundenorientierte Korrespondenz. Zeitgemäß, stimmig und rechtlich einwandfrei schreiben“ sowie „Wege zum Kunden. Akquise für Existenzgründer, Freelancer und Kleinunternehmer“, beide Linde International.
www.kettl-roemer.de