Gewaltfreie Kommunikation – was ist das?

Gewaltfreie Kommunikation – was ist das?
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Konflikte beilegen, ohne den anderen zu verletzen – das ist das Ziel der Gewaltfreien Kommunikation. In Diskussionen verteidigen die Beteiligten ihre Positionen oft vehement. Das ist nur menschlich, niemand will in einer Konfliktsituation gern den Kürzeren ziehen. Aber vielleicht haben Sie auch schon einmal festgestellt, dass eine solche Auseinandersetzung schnell ein negatives Gefühl hinterlässt, dass Kritik Sie persönlich trifft. Wollen Sie Konflikte lieber konstruktiv lösen, statt sich in langwierigen und kraftraubenden Debatten aufzureiben? Die Gewaltfreie Kommunikation zeigt, wie’s geht. Lesen Sie, was sich hinter dem Begriff genau verbirgt.

Konfliktlösung auf die nachhaltige Art

Kennen Sie das? Nach einem Streitgespräch haben Sie das Gefühl, dass sie in Konfliktsituationen gern anders reagieren würden?

  • Sie möchten in emotional schwierigen Situationen öfter Souveränität und Ruhe bewahren?
  • Sie würden gerne Vorwürfe und Kritik weniger persönlich nehmen?
  • Sie fragen sich, wie Sie mit Ihrem Ärger umgehen können, ohne Ihre Beziehung zu riskieren?
  • Sie fragen sich, wie Sie fördern können, dass andere nicht “Ja” sagen und “Nein” tun?

Wenn Sie einige Fragen mit “Ja” beantworten, finden Sie mit der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) ein Handwerkszeug und eine Lebenshaltung, die dazu dienen, Konflikte konstruktiv auf Augenhöhe zu klären und nachhaltige Lösungen zu kreieren. Sie lernen, erfüllende Beziehungen zu gestalten und mit sich in Frieden zu kommen.

Wieso “gewaltfrei”?

Der Begriff “gewaltfrei” ist abgeleitet aus dem indischen Sanskrit-Begriff “Ahimsa”, den Mahatma Gandhi benutzte. Ahimsa umfasst dabei mehr als nur gewaltfreien Widerstand oder gewaltfreie Handlungen. Ahimsa bezeichnet eine Lebenseinstellung, die grundsätzlich eine Schädigung und Verletzung anderer vermeidet. Dazu gehört auch die Veränderung der eigenen Gedankenwelt mit möglichen Feindbildern und einer Sprache, die andere für die eigenen Gefühle verantwortlich macht und damit die Eskalation von Konflikten fördert.

Ein häufiges Missverständnis von Gewaltfreiheit ist die Gleichsetzung mit “Wir haben uns alle lieb”, Passivität und Tatenlosigkeit. Gewaltfreiheit beinhaltet, Konflikte aktiv anzugehen statt sie zu verdrängen. Ebenso wenig wie Gandhi spricht Dr. Marshall B. Rosenberg (Begründer der Gewaltfreien Kommunikation und internationaler Konfliktmediator) von absoluter Gewaltfreiheit. Sollte es einmal nur die Wahl geben zwischen “Gewalt hinnehmen” und “Gewalt anwenden”, würden beide Gewaltanwendung bevorzugen – auch wenn sie überzeugt sind, dass die Gewaltfreiheit der Gewalt überlegen ist.

Dr. Rosenberg unterscheidet zwischen “strafender Anwendung von Macht” und “beschützender Anwendung von Macht”. Beschützende Machtanwendung versucht, Verletzung oder Ungerechtigkeit zu verhindern. Weder bestraft sie, möchte Schmerz oder Reue hervorrufen, noch versucht sie, eine Verhaltensänderung zu erzwingen. Ein Beispiel dafür ist, ein Kind am Arm von der Straße zu reißen, bevor es von einem herannahenden Fahrzeug überfahren wird.

Was Sie mit der Gewaltfreien Kommunikation lernen

Das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation gibt Ihnen viele wertvolle Impulse für Ihren Alltag. Unter anderem lernen Sie:

  • auf den Punkt zu kommen und an Fakten orientiert, leidenschaftlich, aber fair zu streiten.
  • Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken, ohne andere zu beschuldigen, zu bewerten oder zu kritisieren.
  • Bitten klar zu formulieren, ohne anderen zu drohen, sie zu manipulieren oder zu erpressen.
  • tragfähige Lösungen zu entwickeln, die die Anliegen aller Beteiligten erfüllen, anstatt faule Kompromisse zu schließen, die bald wieder in Frage gestellt werden.
  • auf integre Art und Weise Einfluss zu nehmen und in Hierarchien auf Augenhöhe Gespräche zu führen.
  • Vorwürfe, Kritik und Forderungen nicht persönlich zu nehmen, sondern die unausgesprochenen Gefühle und Bedürfnisse, die hinter diesen Aussagen stehen, wahrzunehmen.
  • auf dem Weg zu einer Konfliktlösung weder das eigene Anliegen aufzugeben, noch die Beziehung zu den Mitmenschen aufs Spiel zu setzen.

Probieren Sie es aus! Sie werden sicher schnell merken, dass es sich beruflich wie privat auszahlt wenn Sie Gewaltfreie Kommunikation trainieren.