Besonders dort, wo die Konkurrenz groß ist, lauert Neid in jeder Ecke. Wir verraten Ihnen, wie Sie als neidgetriebene Verhaltensmuster bei anderen (und sich) durchblicken, souverän mit Konkurrenz-Situationen umgehen und selbst böse Neidhammel in freundliche Lämmchen verwandeln.
Das gelbe Neid-Monster sitzt überall: Auf dem Schoß Ihrer Kollegin, die Sie abends verabschiedet mit “gehst du heute schon wieder so früh?”. Im Nacken Ihrer Verwandtschaft, die gern stichelt mit Sätzen wie “Du mit deiner Ausbildung kennst dich ja aus”. Und manchmal sogar auf den Schultern Ihres Chefs, der Sie vor anderen unterbricht und sagt “Das ist doch Blödsinn”.
Das Gift des Neides tropft hinten rum
Das Gefühl, neidisch zu sein, wird in unserer Gesellschaft nicht gern gesehen. Deshalb gestehen sich nur wenige Menschen ein, dass Sie der Neidhammel reitet. Stattdessen wird hinten herum “gegiftet”, gelästert und die beneidete Person verbal abgewertet mit typischen Sätzen wie: “Ich bin doch nicht neidisch auf diese Streberin. Deren langweiliges Leben würde ich nicht führen wollen.”
Egal, was Sie tun, Sie machen es Neidern nie recht
Das macht es oft so schwer, Neid zu fassen und zu bekämpfen. Oft muss das auch nicht sein. Denn Neid kann unser Leben sehr bereichern:
- Richtig gedeutet ist er ein wertvolles Signal für unsere verborgenen Wünsche und Ziele. Wenn wir auf diese kleine neidische Stimme in unserem Kopf hören, sagt sie uns ziemlich deutlich, womit wir in unserem Leben nicht zufrieden sind und was wir ändern sollten.
- Neid ist in Konkurrenzsituationen und Wettkämpfen ein hervorragender Ansporn, mit anderen gleich zu ziehen oder diese zu übertreffen.
Gutartiger Wettbewerb oder bösartiger Neid – so erkennen Sie die Gesichter des Neids
Der feindselige Neid:
Das ist die gefährlichste Form. Denn der bösartige Neid zerstört alles: Den Neider selbst, weil er dem anderen nichts gönnt. Den Beneideten, weil der Neider gegen ihn giftet, intrigiert und ihm alles Erreichte kaputt machen möchte. Sie erkennen den bösartigen Neider daran, dass er
- Sie immer wieder kritisch abwertet (“So einen Quatsch habe ich noch nie gehört”).
- Sie nie und wenn, dann nur spöttisch lobt (“Was wären wir nur ohne Ihr umfangreiches Wissen”).
- Ihre Erfolge ignoriert oder abwertet als “nichts Besonderes” (“Mit etwas mehr Zeit hätte ich das genauso geschafft”).
- gegen Sie intrigiert und Ihnen bewusst Steine in den Weg legt.
Der lähmende Neid:
Dieses Neidgesicht schadet vor allem dem Betroffenen. Der Neider richtet seine Wut gegen sich selbst und wird depressiv, weil er sich im Glanz des Erfolgreichen als unfähig und wertlos sieht. Sie erkennen den Befallenen daran, dass er
- in Ihrer Anwesenheit oft still wird und
- traurig, hoffnungslos und mutlos wirkt.
Der empörte Neid:
Die Empörung gibt dem Neider das Gefühl, dass der Beneidete seine Vorteile und Erfolge zu Unrecht genießt. Dieses Gesicht hat seine guten und schlechten Seiten. Zum einen kann es das Gerechtigkeitsempfinden fördern und positive Veränderungen anstoßen. Zum anderen können sich ungerecht behandelte Neider wiederum mit Intrigen und übler Nachrede rächen. Sie erkennen den empörten Neid meist daran, dass
- Ihre Leistungen offen in Frage gestellt werden.
- Sie meist höchst emotional kritisiert werden.
Der ehrgeizige Neid:
Wut über die Erfolge des anderen verwandeln sich in Anstrengung, möglichst bald dasselbe zu erreichen wie die beneidete Person. Diese produktivste Form des Neides funktioniert wie ein Motor. Einmal angeschaltet, treibt er uns zu Bestleistungen an. Sie erkennen ihn daran, dass der Neider
- sich aktiv mit Ihnen misst und
- Sie immer wieder zu übertreffen sucht.
Sagen Sie bei bösartigen Neidhammeln nie das Reizwort “Neid”
Bemerken Sie, dass Ihnen ein Neidhammel schaden will, dann sprechen Sie den Kollegen unter vier Augen an. Aber meiden Sie dringend das Reizwort “Neid”. Denn danach fahren Neider meist automatisch die Abwehrtechniken hoch.
Besser: Überlegen Sie, wofür Sie Ihr Gegenüber so leidenschaftlich und bösartig beneidet und reagieren Sie darauf, zum Beispiel so:
- Ist Ihr neidischer Kollege besonders ehrgeizig und fühlt sich von Ihnen bedroht? Erklären Sie ihm, dass Sie doch alle ein Team sind und nur gemeinsam und nicht als Einzelkämpfer erfolgreich sein können.
- Fühlt sich Ihr Kollege benachteiligt und fürchtet er, wegen Alter, Bildung oder Fähigkeiten irgendwann abgesägt zu werden? Nehmen Sie ihm diese Angst, zeigen Sie sich kollegial und hilfsbereit und bieten Sie ihm bei konkreten Problemen Unterstützung an.
- Ist Ihr neidischer Kollege gar im Recht, weil Sie Ihre Leistung vielleicht tatsächlich besonders betont und Ihre wichtigen Zuarbeiter vergessen haben? Zeigen Sie Charakter: Entschuldigen Sie sich, gestehen Sie diesen Fehler ein und würdigen Sie die wichtige Unterstützung Ihres Kollegen offen und vor anderen.
Wenn das “gelbe Monster” Sie selbst befällt
Der Erfolg des Kollegen versetzt Ihnen einen Stich? Schauen Sie genauer hin:
- Verdeutlichen Sie sich die viele Arbeit, Mühe und möglicherweise auch die Weiterbildungskurse, die hinter diesem Erfolg stehen.
- Fragen Sie sich, worum Sie ihn genau beneiden und erkennen Sie so mögliche verborgene Wünsche, die Sie sich nur nicht eingestehen wollten.
- Beneiden Sie jemanden um Vorzüge, die Sie nicht genießen (wie Größe, Alter oder Status)? Gestehen Sie sich diesen Mangel offen ein, trauern Sie darum und haken Sie ihn dann als gegeben ab.
- Sie haben andere Stärken und Talente – machen Sie sich diese bewusst, stärken Sie Ihr Selbstbewusstsein und bauen Sie Ihre Vorzüge weiter aus.