„Großraumbüros sind wohl eher von Menschen erfunden, die nicht darin arbeiten müssen“: Fördern sie wirklich den Gedanken, dass die Arbeit durch Auflösen räumlicher Trennung den Teamspirit und den Informationsfluss fördern sollen? Geht das so einfach? Diese interessante Frage kam bei einer lebhaften Diskussion mit meinen Seminarteilnehmern auf. Denn viele von ihnen arbeiten bereits schon auf der sogenannten freien „Fläche“.
Führungskräfte sind oft der Meinung, dass sich in freien und offenen Flächen das Miteinander der Angestellten verbessert, weil Großraumbüros Kommunikation und Kreativität fördern. Kommunikationswege sollen dadurch kürzer werden als in herkömmlichen Einzelbüros. Zudem soll die gesamte Unternehmenskommunikation von der räumlichen Nähe und produktivem Austausch profitieren. Inoffiziell werden durch diese Maßnahme natürlich auch Energie- und Mietkosten gespart. Doch wissenschaftliche Studien kommen zu einem anderen Ergebnis.
Kommunikation im Großraumbüro auf dem Tiefstand
Das Fachjournal “Philosophical Transactions B” berichtet anhand von Studien darüber, dass Großraumbüros eher die Kommunikation hemmen anstatt sie zu fördern. Dadurch mindere sich auch die Produktivität des Unternehmens. Denn sobald die Mitarbeiter in den Großraumbüros saßen, nahmen die persönlichen Gespräche um ca. 70 Prozent ab.
Mitarbeiter in Großraumbüros wichen eher auf E-Mail oder Messenger aus. Deren Nutzung schnellte um etwa die gleiche Rate nach oben. Angesichts der täglichen Flut an elektronischen Nachrichten lässt sich die Produktivität auf diese Weise natürlich nicht steigern. Zudem lassen sich die Angestellten im “offenen Gehege” viel leichter ablenken, fühlen sich von Vorgesetzten und Kollegen beobachtet, sind unzufriedener und vermissen das Gefühl von Privatsphäre.
Zudem sind hoher Geräuschpegel, kaum regulierbare Temperaturen, Zugluft sowie erhöhte Ansteckungsgefahr die Begleiterscheinungen. Rund 1,5 Stunden produktiver Arbeit gehen täglich verloren, weil sich Mitarbeiter ihre Pausen in einer ruhigeren Umgebung nicht nehmen können, wenn sie diese benötigten.
Zudem kommt laut Studie dazu, dass sich Kollegen ständig beobachtet, gestört oder belauscht fühlen. Die Konsequenz aufgrund fehlender Privatsphäre ist Abschottung sowie weniger interne Kommunikation als das in einer Arbeitsumgebung mit Einzel- oder Doppelbüros der Fall wäre. Laut einer Harvard Studie gehe der persönliche Austausch zwischen den Kollegen in einem Großraumbüro um 70 Prozent zurück und die Zahl der gesendeten E-Mails steige um 20 bis 50 Prozent. Ziel verfehlt!
Wichtig bei dem Konzept “Großraumbüro” ist, den Mitarbeiten Raum und Zeit zu geben, sich zurückziehen zu können, wenn ihnen danach ist. Nicht jeder ist zum extrovertierten Unterhalter geboren und kann durch Rationalisierung von Bürowänden zu mehr Austausch und Kommunikation animiert werden.
Fazit: Die Idee von produktiven Großraumbüros müssen wohl Leute gehabt haben, deren Arbeitsplatz im Einzelzimmer sicher ist. (Quelle: suedeutsche.de)
Wie sind eure Erfahrungen zum kommunikativen Großraumbüro und wo arbeitet ihr lieber?
Ich freue mich auf eure Kommentare und wünsche euch eine stressfreie Woche!
Eure Tanja
Tanja Bögner ist diplomierte fremdsprachliche Management-Assistentin, Vorstandsassistentin, Trainerin für Themen rund ums Office-Management, Personal & Business Coach, Fachbuchautorin und seit über 30 Jahren im internationalen Assistenzbereich bei namhaften Wirtschaftsunternehmen tätig. Sie ist Herausgeberin des sekretaria-Magazins und gibt auf sekretaria.de Praxistipps aus ihrem Büro-Alltag. Weitere Infos unter: tanjaboegner.de