Hallo liebe Kolleginnen,
„Also, ich kann so nicht arbeiten!“, stöhnte neulich der Kollege vom Büro nebenan in der Mittagspause. „Diese Politik der offenen Türen – ständig kommt jemand herein und stört mich. Wie soll ich mich denn da konzentrieren?“ Ich gestehe, dass ich mir da ein wenig das Lachen verkneifen musste, denn das sagte ausgerechnet jener Kollege, der ein „Bitte nicht stören“-Schild an meiner Tür gern einmal ignoriert.
Zum Glück können wir bei uns im Unternehmen alle miteinander reden und so entstand aus dieser hingeworfenen Anmerkung schnell eine Diskussion über die Vor- und Nachteile, die offene Bürolandschaften, unmittelbare Kommunikation etc. haben: häufige Unterbrechungen auf der einen Seite, kurze Informationswege auf der anderen.
Das locker in der Mittagspause begonnene Gespräch führte dazu, dass wir uns in einem Meeting zusammensetzten, gemeinsame Regeln aufstellten und sie unserem Chef vorlegten. Wer darf wann einmal seine Tür zumachen, um störungsfrei ein Projekt voranzutreiben? Welche Zeiten sind bei allen für die Kommunikation vorgesehen: „Fragen und Anmerkungen von 9 bis 12 Uhr ausdrücklich erwünscht“?
Natürlich erntete ich auch dieses Mal wieder erstaunte Blicke, als ich meine Wünsche nach störungsfreien Zeiten äußerte. „Rosi, du? Aber dein Sekretariat ist doch immer geöffnet.“ Genau, deshalb komme ich an manchen Tagen auch zu nichts, weil alle fünf Minuten jemand mit Kleinkram reingekleckert kommt. Dabei habe ich ebenso wie alle anderen Projekte auf dem Tisch, die sich nicht von allein erledigen. Was die Kollegen auch wissen, sie waren im Meeting ja dabei, als die Aufgaben verteilt wurden.
Tatsächlich ist meine Tür jetzt täglich für zwei Stunden zu. Das sind zwei Stunden, in denen ich richtig etwas wegschaffe, die mir und den Projekten wirklich guttun. Für meinen Chef bin ich natürlich auch in dieser Zeit zu sprechen, aber die Kollegen halten sich daran. Bis jetzt zumindest. Warten wir einmal ab, wie lange es dauert, bis der Kollege von nebenan mal wieder das „Bitte nicht stören“-Schild ignoriert und „nur mal schnell“ etwas wissen will. „Oder störe ich gerade?“ Ich habe mir fest vorgenommen, dann mit Ja zu antworten und ihn wieder wegzuschicken. Denn das gehört wohl auch mit dazu: dass ich lerne, diese Zeiten für mich auch durchzusetzen. Warten wir mal ab, wie lange es dauert, bis ich einknicke.
Ihre Roswitha