Als ich vor 12 Jahren in meine jetzige Abteilung kam, gehörte ich mit Ende 30 zu den jüngeren Mitarbeitenden – abgesehen von den Studierenden, die bei uns ihre Praxissemester, Bachelor- und Masterarbeiten absolvierten. Meine Kinder waren 7 und 14 Jahre alt und ich war neben der Arbeit mit Familie, Schule und Pubertät beschäftigt.
Heute gehen die Kinder ihre eigenen Wege, ich bin mittlerweile Schwiegermutter und meine Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert – ein Generationenwechsel hat sich vollzogen. Die Folgen sind einschneidend und betreffen nicht nur den persönlichen Aspekt, denn wenn eine Person geht, fehlt nicht nur sie, sondern mit ihr verschwinden auch Arbeitsabläufe und Gewohnheiten.
Die “Alten” gehen und die “Jungen” kommen
Wo früher noch Berichte diktiert und mit Anlagen versendet wurden, schreiben die Nachfolger ihre Berichte selbst und verschicken sie als gesicherte PDF-Datei per E-Mail. Vom Band schreiben und kopieren war vorbei – Korrekturlesen und scannen war angesagt. Ein nicht unerheblicher Arbeitsaufwand verschwand und neue Aufgabengebiete taten sich auf, denn die “Neuen” zeigen sich überwiegend technikaffin und offen für Ideen, die sie in ihrer Arbeit entlasten.
Es ist für mich immer wieder interessant zu sehen, wie Projekte heute angegangen werden. Ein Beispiel: Wir führen ein Herstellerverzeichnis für bestimmte Produkte. Dieses wurde vor vielen Jahren von einem ehemaligen Kollegen mit großem Aufwand in Papierform gepflegt. In regelmäßigen Abständen musste es aktualisiert werden, das heißt, die Herstellerdaten mussten abgefragt und auf den neuesten Stand gebracht werden. Dies erfolgte als Serienbrief und die Rückläufer mussten entsprechend in das Verzeichnis eingepflegt werden. Dabei tauchten die Hersteller in Form von Kürzeln in den Produktübersichten auf – wie gesagt, ein enormer Aufwand und viel Arbeit.
Vor ca. fünf Jahren – der Kollege war in Ruhestand – bekam ich die Aufgabe, aus der Papier- eine digitale Form zu machen. Auch ich kam nicht umhin, die Adress- und Produktdaten auf den aktuellen Stand zu bringen – diesmal per E-Mail. Aus den Rückläufern erstellte ich über Power Point eine navigierbare PDF-Datei, die wir ins Internet stellten. Interessierte gelangen nun per Mausklick zu den gewünschten Informationen und können bei Rückfragen bequem per Klick eine E-Mail an mich schicken oder Daten ausdrucken. Vor etwas über einem Jahr nun habe ich zusammen mit dem heutigen Referatsleiter und zwei Studenten als logische Weiterentwicklung eine Html-Version erarbeitet. Vorgesehen ist die Möglichkeit, dass die Hersteller ihre Daten direkt dort eingeben können.
Dieses Beispiel zeigt die Entwicklung, die nicht nur durch die digitalen Möglichkeiten entsteht, sondern eben auch die Bereitschaft der Personen für die Nutzung voraussetzt. Ein Generationenwechsel birgt auch immer neue Möglichkeiten und Sichtweisen. Dabei dürfen wir nie außer Acht lassen, dass die VORABEITEN von den “Alten” geleistet wurden – nur durch ihre Kenntnisse, Fähigkeiten und Informationen können die Weiterentwicklungen entstehen. Schön ist das, wenn das Wissen so erhalten und weitergeführt wird. Ich habe von jedem Vorgesetzten im Laufe meines Berufslebens gelernt und auch mich weiterentwickelt. Aber mein Beruf ist ein Handwerk und ich freue mich, wenn ein jüngerer Kollege es faszinierend findet, dass ich immer noch Steno kann, weil das ja eine tolle Sache ist, mal schnell was festzuhalten….
Auf Bestehendes aufbauen, Möglichkeiten nutzen, aber dabei die Werte nicht vergessen, das ist wichtig.
Die Autorin Susanne Winkler wurde 1967 am Niederrhein geboren und lebt heute mit ihrer Familie und zwei Katzen im Rhein-Sieg-Kreis. Nach ihrem Abitur machte sie eine Ausbildung zur Bürogehilfin bei einem großen Düsseldorfer Unternehmen und arbeitet seitdem im Office- und Assistenzbereich. Sie hat schon in der Schule gerne geschrieben und hat über ihre berufliche Netzwerkarbeit bereits Artikel veröffentlicht.